27.03.2014 LEE MACDOUGALL UND PAPER AEROPLANES (UK)

Magdeburg (Feuerwache), 27.03.2014
Bilder: Wenzel Oschington & Jan Kubon
Videos: Bridge The Gap

Eintrag: Wenzel Oschington (http://www.irgendwo-nirgendwo.de)
Junge Musik von der Insel

Mit ihrem Album „Little Letters“, das im Mai 2013 bei Navigator Records erschien, ist das Waliser Duo „Paper Aeroplanes“ derzeit auf Deutschland-Tournee. Im Rahmen der Magdeburger Songtage gastierten Sarah Howells & Richard Llewellyn in der Magdeburger Feuerwache.

Zusammen mit dem Engländer Lee MacDougall bestritten die beiden den Abend vor einem begeisterten Publikum. 

Musikalisch setzen „Paper Aeroplanes“ auf die von Geburt an erlebte Folk-Verbundenheit ihrer walisischen Herkunft, die auch die Texte beeinflusst: „Wir werden inspiriert von unserer Heimat, den Beziehungen der Menschen dort untereinander. Persönliche Erlebnisse vor diesem Hintergrund fließen da natürlich auch mit ein.“
Mit klarer, warmer Stimme und viel Emotion vorgetragen, scheint Sarah Howells ihre Lieder zu leben. Lieder über die Liebe und das Leben.

Lee MacDougall, der aus Grimsby, einer Stadt im Norden Englands kommt, ist ein echter Singer-Songwriter. Einer der von seinem Leben erzählt, nur mit seiner Gitarre auf der Bühne stehend, auf endlos erscheinenden Touren durch die kleinen Clubs, Bars und Fan-Wohnzimmer Europas und der USA. 

Der Brite versucht den „Amerikanischen Traum“ zu leben, der vielen Menschen ein kaum erreichbares Ziel zu sein scheint. Das gelingt ihm vor allem durch anhaltende Unterstützung eingefleischter Fans. Bemerkenswert: ohne ein Major Label hinter sich und ohne die bisherige Veröffentlichung einer Single im Radio.

Im März diesen Jahres nun hat Lee MacDougall sein Debut-Album „Falling in Love For The Last Time“ heraugebracht. Es sind vor allem persönliche Geschichten. Über das Erwachsenwerden, seinen Platz in der Welt zu finden.

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Eintrag: Jan Kubon
Very british!

Man raunt mir zu: „Ey, haste die Band eben gesehen. Wahnsinn!“ Nein habe ich nicht. Job ist halt Job!

Die Band, die mir hinter vorgehaltener Hand ehrfürchtig angepriesen wird, sind die „Paper Aeroplanes“ und sie bestreiten den ersten Teil des Doppelkonzertes „Tales from Britain“.

Aber ich soll mich nicht allzu lange grämen. Denn zum einen erscheint kurz darauf ein gut aufgelegter, englischer junger Herr (Lee MacDougall), stilecht mit Teetasse und dem Vermerk, dass Darjeeling aus dem Beutel „rubbish“ auf der Bühne ist und zum anderen kriege ich am Ende des langen Abends doch noch meine Ladung „Paper Aeroplanes“, denn alle Künstler des Abends kommen als Zugabe auf die Bühne, um gemeinsam noch einige Songs zu spielen.

Lee MacDougall ist für Songtage-Besucher kein Unbekannter. Bereits zweimal eröffnete er auf dem Festival den Abend für Tom Lüneburger (der übrigens gerade an seinem neuen Album arbeitet) und schon nach dem ersten Song des smarten Engländers (und „smart“ ist hier als Kompliment und nicht als abgedroschener Stereotyp gemeint) ist das Publikum begeistert. Da hilft es natürlich auch, dass Lee seine paar Brocken Deutsch geschickt, verpackt in eine herrlich doppeldeutige Story über den Erwerb von Gitarrenständern, an den Mann und die Frau bringt. Lee MacDougall ist ein echter Performer. Er redet gerne mit dem Publikum, nimmt es mit in seine Songs und teilt seine Gefühlswelt ganz freimütig mit den Ticketzahlern. Und das wirkt, obwohl schon alles tausendmal gesehen, nie abgedroschen oder überkalkuliert. Und er hat den Schelm im Nacken. Schön, wie er in den Gorillaz-Song „I Am Happy“ und Falco’s „Rock Me Amadeus“ verwurschtet, um sich dann auf den selbst für Muttersprachler gefährlichen Balance-Akt des „Deutschreimens“ einzulassen. Dem Leser bleibt es selber überlassen sich auszumalen, wie viel Konzentration es für einen Briten bedarf fehlerfrei (!)

ARD, ZDF, C&A
BRD, DDR und USA
BSE, HIV und DRK
GbR, GmbH – ihr könnt mich mal
THX, VHS und FSK
RAF, LSD und FKK
DVU, AKW und KKK
RHP, USW, LMAA

zu sprech-singen. Besonders emotional wird es, als der Musiker, total unplugged, nur mit Stimme und seiner Gibson-Gitarre bewaffnet im Publikum stehend seine Liebeserklärung für (O-Ton: „Muddi“) singt. Am Ende des Sets bittet er dann die beiden Kollegen von den „Paper Aeroplanes“ auf die Bühne und zu dritt entlassen sie das Publikum in die kalte Frühlingsnacht. Im Herzen mit Wärme und Liebe und in der Tasche mit einigen CDs versorgt für die häusliche Songtage-Verlängerung.