Bilder: Jan Kubon
Eintrag: Henning Lühr
Magdeburg (Vitopia eG | Herrenkrug 2), 25.04.2013
Es mag ja eine bekloppte Idee sein, liebes Songtagebuch,
aber was hältst Du von einer Wahrscheinlichkeitsrechnung, um abzuwägen, wie die Chancen eines Zusammentreffens zwischen einer, sagen wir mal tendenziell etwas mehr als durchschnittlich musikinteressierten Person und einem ganz bestimmten Künstler stehen? Da stöbert man nun täglich in diversen Medien, um potentielle Lieblingsplatten zu entdecken und dann besucht man ein Songtage-Konzert, mehr oder weniger ohne große Erwartungen, und darf konstatieren, dass es von diesem Abend an ein potentieller Lieblingskünstler weniger sein wird, den es zukünftig noch zu entdecken gilt. Was ist das Leben manchmal doch einfach… Leider nur haben an diesem Abend viel zu viele Magdeburger diese Chance verpasst.
Wax Mannequin aka Chris Adeney ist der Name der Ein-Mann-Band, der diesen Fall eines emotionalen Volltreffers verkörpert. Auf dem mir bis dato ebenfalls noch unbekannten Gelände der Vitopia eG im Herrenkrug reichten Wachskerzen, Gitarre, Keyboard, ein Apple und ein wohl sortierter Bauchladen aus musikalischen Zitaten und Querverweisen in einer wirklich beeindruckenden persönlichen Übersetzung, um mich ratz-fatz für diesen verrückten Kanadier einzunehmen. Musikalischen Schubladen verweigert sich der Sänger und Songschreiber dem Vernehmen nach schon seit mehr als 10 Jahren. Und Herrschaften, das sowohl auf einem sehr hohen spielerischen Niveau, als auch auf eine konsequent skurrile Art und Weise. So tanzte der Mann an diesem Abend zur Überraschung des Publikums auch nicht nur im wörtlichen Sinne zwischen den Genrestühlen. Wunderbare Songs zwischen eingängig schön und widersprüchlich vertrackt, zwischen Folk, Prog und Psych. Was der aus seinem Mützchen zauberte, dürfte wohl jeden an diesem Abend eingenommen haben, der Ohren hatte, um zu hören und ein Herz, um zu fühlen. Ein Typ zwischen Genie und Wahnsinn.
Ein toller Abend und ein großartiger Künstler.