Bilder: Jan Kubon
Eintrag: Henning Lühr
Magdeburg (Feuerwache), 19.04.2013
Liebes Songtagebuch,
gestatte mir bitte etwas Pathos, denn dieser Abend war eine Werbung für die Songtage und verband so vieles, was ich an diesem Festival so mag. Zum einen ein voller Saal, gefüllt mit ernsthaft interessierten Menschen unterschiedlichsten Alters und unterschiedlichster Couleur und dazu Künstler, die diesen Saal – um mal im Duktus der Vorankündigung zu bleiben (Irlands Wunderwaffe) – im Sturm nahmen und keine Gefangenen machten. Mussten Mick Flannery und seine Mannen drei oder vier Mal für eine Zugabe wieder auf die Bühne? Nach Meinung des Publikums war es auf jeden Fall mindestens ein Mal zu wenig.
Flannery flanierte durch ein Repertoire toller Songs zwischen Energie, Weh- und Schwermut. Er selbst hat sich kürzlich dem Rolling Stone gegenüber mal geäußert „Ich habe etwas Energetisches und verwandle es in Lethargie… bin verschüchtert und verklemmt…“. Okay, den überschäumenden Entertainer hat er nicht gegeben, seinen Vortrag durfte man ruhig als introvertiert bezeichnen. Dennoch erwies sich Flannery immer wieder als humorvoller Unterhalter, der auch an diesem Abend die Aufmerksamkeit erhielt, die er verdiente. Der ganze Saal hing dem Sänger an den Lippen. Eine enorme Spannung lag in der Luft, da fiel selbst der kleinste vorschnell angezettelte Dialog auf, wie meine liebreizende Begleitung feststellen musste. Apropos Lippen, ich habe selten jemanden gesehen, der so wunderbar mit fast geschlossenem Mund singen konnte. Und wenn er und die Instrumente seiner Begleiter auch mal laut wurden, dann hatte das seinen ganz besonderen Reiz.
Ja, Flannery erwies sich als der angepriesene Trinkkumpan und die sichere Begleitung durch die Nacht und so manche schwere Stunde. Ob er den Part des erstgenannten nicht allein im übertragenen Sinne erfüllte, müssen die Konzertbesucher beurteilen, die den Iren zu vorgerückter Stunde noch in die Stadtfelder Bluenote begleiteten.